Weinbau in Mündens Nachbarschaft an Fulda und Werra



Weinbau in Mündens Nachbarschaft an Fulda und Werra


Quelle: Auszug aus G. Landau: Beiträge zur Geschichte des Weinbaues in Alt-Hessen, 1843, S.160 - 201, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 3. Band, Kassel, 1843


Die erste urkundliche Nennung des Weinbaus an der oberen Werra findet sich 786 in Dorndorf (Krayenberggemeinde).


"... Reicher war dagegen der Weinbau an der Fulda und Werra. 

Zu Spangenberg wurden unter Wilhelm IV. zuweilen an 6 Fuder im landgräflichen Berge gezogen. Zu Altmorschen wird schon 1257 eines Weinberges gedacht. Im Jahre 1270 schenkten die von Spangenberg dem Kloster Heidau einen dortigen Weinberg, der Ziegenberg genannt. Auch bei Hainchen waren bereits im Jahre 1400 Weinberge, von denen einer 1447 der "Uwelnberg" genannt wird; der Hauptberg scheint aber der Kleb an der Fulda gewesen zu seyn. Zu Neumorschen hatten die Landgrafen 1540 über dem Dorfe unter dem Kirchhofe einen Weingarten von 9 1/2 Acker, und noch einen andern von 2 Acker. Ausserdem besaßen die dortigen Bauern noch 44 Weingärten, namentlich am Halberg, am Kleb und im Wallbach. Ferner finden sich hier Weinberge zu Heinebach und Heidau. 

Am meisten wurde jedoch an der Fulda zu Rotenburg gezogen. Die ältesten Nachrichten darüber reichen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts und diese nennen schon den Klausberg als den wenigstens am meisten bepflanzten Ort. Doch waren auch Rebenpflanzungen am Hausberge, im Eilersgrunde, in Schimpfenthal und am Stephansberge. Der landgräfliche Weinberg am Drenckberg hielt anfänglich 11 1/2 Acker, wurde jedoch unter Landgraf Wilhelm IV. durch Anrodung auf 14 3/4 Acker vergrößert; auch kaufte dieser Fürst 1586 von einem rotenburgischen Bürger ein Stück Weinberg am Königsberg für 100 fl. Im Jahr 1584 zog ein einziger dasiger Bürger 4 Fuder Wein, wovon er das Maas zu 1 1/2 - 2 Albus verkaufte, und Landgraf Wilhelm IV. schlägt den Ertrag seiner dortigen Weingärten 1585 auf 6 Fuder an. Im Jahre 1589 jedoch ertrugen die fürstlichen Weingärten nur 4 Ohm 4 Viertel und 3 Maas, die der Bürger aber 12 Fuder 4 Ohm und 19 Maas. Damals beschäftigten sich 102 Bürger mit Weinbau.

Die Hersfelder Weinberge werden 1378 genannt, wo sie in dem Streite der Stadt mit dem Abt Berthold von dem letztern verwüstet wurden. Im Jahre 1377 hatte das Stift den Beschluß gefaßt, keinen Acker, der zu Weinrecht zehnte, in der Folge mehr um einen jährlichen Zins, sondern um den gewöhnlichen Weinzehnten zu verleihen. 

Auch bei Fulda wurde Wein gebaut. Schon sehr früh findet man daselbst am Petersberge 4 Weinberge zu 6 Fudern; in der Mitte des 12 Jahrhunderts waren 8 Weinberge am Frauenberge, und 1269 erhielt das Kloster Blankenau 12 Acker Weinberge am Langenberg, bei Großenlüder, welche erst damals mit großer Mühe angelegt worden waren *).

Unter allen Gegenden Hessens besaß aber das Werrathal den blühendsten Weinbau. Schon im Jahre 786 findet man Weinberge an der obern Werra **). Bei dem Gute, welches Kaiser Otto III. 996 seiner Schwester Sophie zu Eschwcge schenkte, werden unter dessen Zubehörungen auch Weingärten aufgezählt ***).

Als Graf Rüdiger v. Bilstein 1035 dem Stifte Fulda Güter zu Rodenbach und Sonnenborn, an der Südseite des Meißners, schenkte, befanden sich darunter auchWeingärten. +)

Die Weinberge der Klöster zu Eschwege, welche nach der Reformation die Landgrafen in ihren Händen behalten hatten, gaben 1584 an 12 Fuder Wein. Am Leichberge, wo schon
1394 Weingärten genannt werden, zählt eine Kämmerei-Rechnung von 1657 noch 18 Weinberge auf *). Andere lagen zu Grebendorf (wo Landgraf Wilhelm 1575 16 Fuder Wein kaufte) und erstreckten sich bis gegen Jestädt. Die Erndte in dem landgräflichen Weinberge zu Eschwege betrug 1575: 10 Fuder 3Ohm; 1576: 6Fuder 4Ohm und1579: 10 Ohm.

Im Jahre 1506 gaben die von Boineburg-Hohnstein den Augustinern zu Eschwege ihren Weinberg, den Königsberg genannt, unfern Eschwege, gegen jährlich 1 Stübchen Weins vom besten Gewächse.

Germerode hatte schon 1351 Weinberge und noch im Anfange des 17. Jahrhunderts findet man solche zu Reichensachsen, Bischhausen, Nöhrda, Hohne, Eltmanshausen, Niddawitzhausen und Fürstenstein.

Zu Trefurt, wo man den Weinbau 1443 schon in Blüthe findet, wurden in guten Jahren an 50 Fuder gewonnen. Zu Allendorf sogar an 100 Fuder. Bei Vacha über Allendorf war ein landgräflicher Weinberg. Dieser gab

1582: 3 1/2 Fuder 1 Ohm 15 1/2 Viertel
1585: 2 Fuder 1/2 Viertel
1589: 4 1/2 Ohm 3 Viertel
1591: 1 Fuder 1 Ohm 3 Viertel

Zu Witzenhausen treffen wir den Weinbau zuerst 1226, wo das Stift Kaufungen den Zehnten davon erhält **). Im Jahre 1403 vergleicht sich dasselbe Stifft mit dem Kloster St. Wilhelmi daselbst «ume den winczenden, den sie (Kaufungen) uns (St. Wilhelmi) geeyschet haben von unseme Wynberghe gelegin an dem Dasberge," dahin, daß das Kloster dafür jährlich auf St. Michaelstag „eyne thunnen
wynes, witzenh. maße, in ein Huß czu Witzinhusen von unseme wine der uns jerliches wisset an dem egnt. Berghe« dem Stifte Kaufungen geben soll. Der landgräfliche Weinberg daselbst erhielt 1458 36 Fuder Mist, und lieferte 1461 7 Tonnen Wein.

In der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts befanden sich zu Witzenhausen mindestens 44 Besitzer von Weingärten, und 1571 kaufte Landgraf Wilhelm daselbst 10 Fuder 5 Ohm. Der Weingarten zu Ludwigstein hielt 3 1/4 Acker; Wendershausen hatte 3 Weinberge. Witzenhausen ist der einzige Ort in Alt= Hessen, in welchem noch jetzt ein Weinbau stattfindet. Doch hat man auch zu Allendorf wieder neue Anpflanzungen gemacht. ..."