Generationen von Vereinssportlern und Schülern aus der Region Göttingen haben hier ihren ersten Urlaub verbracht, zum ersten Mal geküsst und unbeschwerte Tage an der See erlebt. Jetzt sind von dem einstigen Landschulheim in Pelzerhaken bei Neustadt fast nur noch Trümmer übrig. Die 55 Jahre alte Anlage wird zurzeit abgerissen.
Pelzerhaken. Der Landkreis hat die einst beliebte Herberge 2006 geschlossen und im vergangenen Jahr nach langer Auseinandersetzung und gescheiterten Anläufen an einen Investor verkauft.
Auf dem Gelände mit Meerblick will die Otto Wulff Projektentwicklung GmbH aus Hamburg Ferienapartments bauen. Es dürfte nur wenig Göttinger, Duderstädter, Mündener und andere Südniedersachsen geben, die in den Jahren nach 1960 aufgewachsen sind und keine Geschichte über Pelzerhaken erzählen können.
Irgendwann sind sie alle mindestens einmal mit ihrer Schulklasse, mit der Feuerwehr oder mit dem Sportverein an die Ostsee gereist und haben in dem mehrteiligen Wohnheim das früher so typische Leben in einer Jugendherberge kennengelernt. Irgendwann aber gab es einen großen Sanierungsstau in der alten Villa, im Wohnhaus und in den angrenzenden Sozialbereichen.
Geschlafen wurde in Zelten
Auch die Betriebskosten stiegen, und der Landkreis Göttingen konnte das Objekt nicht mehr halten (Tageblatt berichtete). Ein neu gegründeter Förderverein versuchte noch, das Landschulheim zu retten – vergeblich.
Nach ständig neuen Auseinandersetzungen im Göttinger Kreistag und immer wieder gescheiterten Verkaufsverhandlungen verkaufte der Landkreis die Anlage schließlich im vergangenen Jahr für drei Millionen Euro, muss darauf aber gut 400 000 Euro Steuern entrichten.
Gebaut wurde das Landschulheim Anfang der 1950er-Jahre. Bis zur großen Gebietsreform 1972/73 gehörte es dem damals eigenständigen Landkreis Münden und bekam schnell den Beinamen „Mündens Perle an der Ostsee“. Zunächst gab es in dem „Jugenderholungslager und Landschulheim“ nur ein zentrales Gebäude – geschlafen wurde in Zelten. Erst Anfang der 1960er-Jahre entstanden die weiteren festen Anbauten – die nun auch abgerissen werden.
Quelle: Göttinger Tageblatt, 27.4.2014